Trotz Müdigkeit und der bevorstehender sechsstündiger Busfahrt, ist der Blogschreiber wieder gefordert, zum Glück übernimmt Dave den heutigen Tag.
Am Freitag konnten wir etwas länger schlafen, denn das Morgenessen war erst um 8.30 Uhr geplant, aber um einen Stress zu vermeiden, war es von Vorteil, wenn man seine Siebensachen gepackt hatte. Nach dem Morgenessen und dem Verladen des ganzen Materials, fuhren wir Richtung Otavalo an den bekannten Indianermarkt, dort wurde um Preise gefeilscht und Alpaka-Decken, Armbänder, Lama-Kappen, Schmuck, u.v.m. zu Toppreisen erstanden, die Zeit war fast zu knapp. Eine Kursteilnehmerin aus Tabacundo begleitete uns durch den Tag und hatte noch einen Termin mit einer Schmuckhandwerkerin vereinbart. Diese zeigte uns die Herstellung von verschiedenem Schmuck, die Handfertigkeit dieser Frau verblüffte uns alle. Zurück im Bus, fuhren wir zum Mittagessen in ein Pouletimbiss-Restaurant und anschliessend an den Cascade (Wasserfall) de Peguche, eine kurze Wanderung mit einem Gruppenfoto mit zwei geschmückten Lamas beim Wasserfall rundete das Ganze ab.
Cascade de Peguche
Danach fuhren wir an den Ledermarkt von Cotacachi, auch dort wurden Portemonnaies, Gürtel etc. zu Spotpreisen erstanden, obwohl nur fünfzehn Minuten zur Verfügung standen, denn wir hatten ein gedrängtes Tagesprogramm. Weiter ging es zur Lagune von Coicocha, das ist ein Vulkansee der keinen Zu- und Abfluss hat und nur durch Regenwasser gefüllt wurde. Wir waren ziemlich spät dran und beim Parkeingang hatten wir Mühe dem Parkwächter, trotz abgelaufener Öffnungszeit, von unserem Vorhaben zu überzeugen. Aber der hatte die Rechnung ohne unseren Chef Pedro gemacht, kurzerhand packte er eine Schweizerschokolade aus und schenkte diese dem Parkwächter und da konnte er nicht widerstehen. Und wir konnten weiterfahren zur Lagune aber da hatten wir nicht mit einem Bootsführer gerechnet, der mit einer eindeutige Handbewegung seinen Feierabend signalisierte. Aber Pedro und ich liessen uns nicht so schnell entmutigen und redeten auf ihn ein. Gegen einen kleinen Aufpreis, startete er seinen Schiffsmotor und wir konnten mit einer Schwimmweste bekleidet, auf eine verkürzte Bootstour mitfahren. Als Dankeschön kriegte er natürlich zum Abschluss auch noch eine Schweizerschokolade. Und danach ging es Vollgas zurück nach Otavalo, wo wir die Kursteilnehmerin Laura und ihr Kind abluden. Nach einer weiteren zweistündigen Fahrt trafen wir um 21.30 Uhr in Conocoto ein. Nach dem Abladen und einem kurzen Imbiss ging ein ereignisreicher Tag zu Ende.
Lagune Coicocha
Heute wurde wieder früher aufgestanden. Um 6.45 Uhr wurde das Frühstück angesetzt. Zum vereinten Treffpunkt standen aber erst zwei auf der Matte. Die anderen hatten wohl den gestrigen langen Tag noch etwas zu fest verspürt und mussten noch beinahe ans Morgenbuffet im Hause Urs getragen werden. Doch die Verspätung machte nichts aus, unser Chauffeur Hugo kam auch nicht pünktlich. So fuhren wir mit einer Verspätung zum TelefériQo, mit der Hoffnung keine grosse Warteschlange anzutreffen. Entgegen unserer Erwartung gehörten wir doch noch zu den ersten Besuchern an diesem Tag und konnten zügig in die Luftseilbahn einsteigen. Nach knapp 20 Minuten sind wir von 3050 m.ü.M nach knapp 4000 m.ü.M angelangt. Nach einem noch frischem Gruppenfoto machten wir uns in verschiedenen Tempogruppen auf dem Weg zum Gipfel – unser Ziel: der Rucu Pichincha, der kleinere von den beiden Gipfel. Der Pichincha, der Hausberg von Quito, ist ein Vulkan. Zuletzt war er 1999 sehr aktiv und brachte damals der Hauptstadt einen Ascheregen.
Die Ziele wurden unterschiedlich gesetzt. Von nur wenigen Schritten in der ungewohnten Höhe bis auf den Gipfel war alles vorhanden. Pedro übertraf sich selber und ging noch weiter als das gesteckte Ziel, um später im Büffelgras die Aussicht zu geniessen. Für die anderen war nun der Gipfel das ersehnte Ziel. Die Höhe machte sich manchmal bemerkbar, doch vom Ziel abgehalten hat sie niemanden. Unser Bündner Steinbock musste die Führung doch noch auf den letzten paar hundert Metern den Unterländern abgeben. Einige hatten etwas Mühe auf dem letzten Abschnitt, wo unsere Kletterkünste gebraucht wurden. Doch Zusammen schafften alle den Gipfel. Nach einer Stärkung durch selbstgemachte Sandwiches und Pedros sehr feinem Tee (Geheimrezept), Erinnerungsfotos und Geniessen der herrlichen Aussicht machten wir uns auf den Rückweg. Der Nebel kam und ging und so war manchmal Quito in seiner ganzen Länge und Breite ersichtlich. Ein Anblick, dem nicht jedem Ecuadorianer gegönnt ist. Nachdem der Aufstieg durchschnittlich in etwas mehr als zweieinhalb Stunden zurückgelegt wurde, wurde der Rückweg von einigen sportlichen Jungs in weniger als einer Stunde hinuntergerannt.
Unten versammelten wir uns in einem Café. Mit einer heissen Schokolade, einem Café und guten Gesprächen warteten wir auf die Restlichen von unserer Truppe. Junge Frauen fanden wohl etwas Wohlgefallen an unserer jungen, maskulinen Truppe. So kamen wir erst nach einer kurzen Unterhaltung und einem Souvenireinkauf zum Auto. Zuhause wurde noch die letzte Wäsche gemacht, feiner Fisch gegessen, gepackt und die Beziehungen in der Schweiz gepflegt, bevor wir uns auf die sechsstündige kurvenreiche Busfahrt ans Meer nach Esmeraldas machten.
Die Pichincha-Gipfelstürmer lassen grüssen.