Schwarze Eleganz, verkehrter Rassismus, Elend neben Glitzer, Natur aus Gotteshand und kulturelle Frontalcrashs – ein Land zum Staunen. Ein persönlicher Kommentar zum Abschluss der Keniareise.
Zürich! Kennen Sie Zürich? Stellen Sie sich eine Stadt wie Zürich vor. Überschaubar, groß und doch familiär. Nahe dem Stadtzentrum ein See, Flanierzone vor den Geschäften, alles gepflegt und sauber.
Mathare! Kennen Sie Mathare? Stellen Sie sich keine Stadt wie Zürich vor. Unüberschaubar, wild und doch „familiär“. Nahe dem Slumzentrum ein verdreckter Fluss, Marktstände werden umsäumt von Abwassergräben, Häuser sind in einander gepfercht und kaum ein Kind schaut gesund aus. Und doch – es ist die Heimat von mehreren Hunderttausend Kenianern, welche gestern für einen Tag ihr Schicksal mit uns teilten.
Während den letzten Wochen durften wir eine Achterbahnfahrt unserer Impressionen miterleben. Von notdürftig eingerichteten Kinderheimen zurück in die touristischen Delikatessen, welche das Land zu bieten hat. Mit einem starken Schweizerteam im Gepäck schafften wir uns Respekt und konnten viele kenianische Freunde gewinnen und sie für unsere packende Sportart begeistern. Die füdlibürgerischen Wertvorstellungen mussten dabei komplett zur Seite gelegt werden, zu sehr crashen die Kulturen im Vergleich miteinander.
Zurück nach Mathare, unserem letzten Halt in Kenia. Der örtliche Pastor führte uns mitten durch den Slum. Zu tausenden begegneten wir Kindern und wurden mit „How-are-U“ begrüßt. Unter hängenden Kleidern, an schlafenden Kötern und stillenden Müttern vorbei, kämpften wir uns in Richtung Sportplatz vor. Trotz Not und Elend an allen Enden, die Gastfreundschaft und Neugier war zu spüren, die Bemühungen sich zumindest selbst zu helfen deutlich sichtbar. Zahlreiche NGO-Organisationen engagieren sich im Slum, bauen Schulen, Sanitäranlagen und fördern das Empowerment der örtlichen Bevölkerung. Aber eben auch den Status des „weißen Mannes“ kriegten wir zu spüren. Manchmal war das Interesse an uns nicht klar definierbar, ob es nun uns oder lediglich unserem Geldbeutel galt. Nach jahrzehntelanger Ausbeutung sind solche Vorurteile jedoch nachvollziehbar, oder nicht?
Beim Sportplatz angekommen erwarteten uns zig Kinder. Schätzungsweise 80 Kinder nahmen während rund zwei Stunden an unserem Training teil. Schweizerische Organisation gepaart mit kenianischer Improvisation ergab einen tollen Vormittag mit einem tollen Austausch zwischen Schwarz und Weiß. Die abschliessende Verteilung von Bonbons an die Kinder glich dann eher einer Raubtierfütterung. Nach den Trainings kehrte der Schweizer-Floorball-Konvoi unversehrt aus dem Slum zurück. Der Pastor prophezeite die sichere Rückkehr bereits vor dem Start der Exkursion – glaubte er doch in einem der Teilnehmer den „Cousin von Jesus“ entdeckt zu haben.
Mathare. Welch ein Abschluss zum Feuerwerk! Nicht nur Mathare war ein Feuerwerk. Nein! Der gesamte Trip. Die Natur, die Tiere, die Kultur, die Menschen – gigantisch! Mit Überschuss an Emotionen fliegen wir heute Abend mit der Swiss sicher nach Hause. Danke Kenia. Danke Afrika. Danke! Du bist großartig!