Inzwischen ist schon mehr als die Hälfte des Trainerkurses in Port Au Prince vorüber. Bis jetzt können wir eine sehr positive Bilanz ziehen. Viele Kursteilnehmer sind hochmotiviert, voller Energie und es gibt immer immer wieder lustige oder schöne Begebenheiten. Wenn wir Kursleiter spasseshalber etwas herumknebeln über Mittag, dann ist eine Videoaufzeichnung davon, inklusive kreolischem Kommentar, bereits am Folgetag auf Facebook zu sehen. Doch es gab auch schon den einen oder anderen Schreckmoment, als beispielsweise zwei Teilnehmer beim morgendlichen Einwärmspiel ineinander prallten und Junise, eine der beiden bewusstlos liegenblieb. Nach einem kurzen Spitalbesuch konnte allerdings Entwarnung gegeben werden und schon bald trainierte sie wieder mit uns.
Die männlichen Teilnehmer sind in der klaren Überzahl, 55:7 ist das Verhältnis zwischen Männern und Frauen. Wir müssen manchmal darauf achten, dass letztere nicht zu kurz kommen. Doch sie behaupten sich gut und wären sie nicht so zurückhaltend, könnten sie noch besser mit den Männern mithalten.
Es kommen nicht alle aus der Stadt Port Au Prince selber. Einige reisen jeden Tag aus der umliegenden Region mit den Taptaps zum olympischen Zentrum und ein paar, die aus dem Süden kommen, haben eine Unterkunft in der Stadt.
Am zweiten Kurstag gab es Taktik- und Regelkunde und ein Schusstraining bei den Fortgeschrittenen, die Amateure lernten etwas Pass- und Schusstechnik. Das Mittagessen war mit ungefähr eineinhalb Stunden Verspätung bereit, so bestand der Nachmittag schlussendlich nur noch aus einer halben Stunde Spieltraining und einem Powerbreak.
Am Abend feierten wir noch den Geburtstag unseres jüngsten Teammitglieds. Natürlich durfte eine richtig haitianische Torte nicht fehlen!
Am dritten Kurstag schauten wir das Thema Schiedsrichter genauer an und daneben gab es viel Spieltraining, bei dem die Schiedsrichter das Gelernte anwenden konnten.
Die Unterkunft, die wir bewohnen, liegt etwas ausserhalb in Onaville. Es ist ruhig hier und die Gastgeber sind sehr freundlich. Jeden Tag werden wir mit abwechslungsreichen Mahlzeiten verwöhnt. Die Stadt selber hat aber auch ihren Charme. Trotz des vielen Abfalls und des täglichen Verkehrschaos’ bietet sie ein faszinierendes Ambiente, das man nur hier erleben kann. Die Menschen hier sind neugierig, sympathisch und gutaussehend und wenn es ums Geschäft geht, können sie zu richtigen Heimlifeissen mutieren. Natürlich gibt es hier viele Probleme, es herrscht eine grosse Armut, die sich eher zu verschlimmern als zu verbessern scheint und ein grosser Teil der Bevölkerung hat offensichtlich keine rosige Zukunftsperspektiven. Trotzdem winken sie uns fröhlich zu, lachen oder schlendern entspannt dem Strassenrand entlang. Es gibt aber nicht nur etwas für die Augen zu sehen. In Port Au Prince werden alle menschlichen Sinne beansprucht. Überall ertönt lautstarke Musik, es hupt und Leute rufen sich über die Strasse kreolische Dinge zu. Die Gerüche wechseln im Eilzugtempo zwischen frischer Luft, Abgasgestank, Früchten, Rauch und Tieren hin und her. Und spätestens wenn das Büsli, mit dem wir jeden Tag fahren in die unebenen Schotterstrasse zu unserem Guesthouse abbiegt, werden wir so durchgeschüttelt, dass auch unsere sogenannte taktile Wahrnehmung auf ihre Kosten kommt.
Zum Glück bleiben wir noch eine Weile hier.